Play Hofgarten and die

Amerikanische Touristen sind sprichwörtlich der Meinung, einmal in Florenz gewesen sein zu müssen, bevor sie abtreten (see Florence and die). Gleiches gilt wohl für Schweizer Boulespieler und das Hofgartenturnier. Im Schweizer Turnierkalender findet man nur ein deutsches erwähnenswertes Turnier. Play Hofgarten and die. Die obligatorischen Franzosen aus Menton und Marseille blieben diesmal daheim, dafür reisten 26 Wiener an. War der Besuch im Augustiner-Keller schuld, warum man sie kaum in der Preisliste fand? Wieder hat das Turnier mit 328 Doubletten die Messlatte höher gelegt. (11 mehr als 2016). 

Was war neu – außer noch mehr Schweizer?
Die MKWU vergrößerte den Carré d’honneur, wo Tireurwettbewerb und attraktive Spiele eingerahmt vom Biergarten ausgerichtet wurden. Da das Café Tambosi wegen enormer Mietpreissteigerung zusperren musste, ergab sich mehr Spielfläche Richtung Nymphenbrunnen.
Die Caterer kommen an ihre Grenzen. Immer mehr Passanten, die mit dem Turnier nichts zu tun hatten, verlängerten die Schlangen vor den Versorgungszelten. Das verursacht Frust. Und der Schankwirt wird von Jahr zu Jahr cholerischer. Für die Zukunft: Wie kann man für Turnierteilnehmer eine „fast lane“ einrichten?

Turnierleiter Martin Hocke stellte fest, daß das Turnier immer reibungsloser verläuft, trotz steigender Teilnehmerzahlen. Präsident Uli Reisser und seine ca. 30 Helfer haben dafür ein enormes Pensum zu leisten – vor, während und nach dem Turnier. Martin übergibt die Turnierleitung nach 10 Jahren. „Es gab früher noch mehr Teams, die auf dem Weg vom Spiel zum Melden vergessen haben, welche Mannschaft gewonnen hat. Das hat sich deutlich gebessert.“

Aus Sicht des BPV ist die Leistung von Christian Faimann (Lindenberg) und Luzia Beil (München) hervorzuheben. Ein nervenaufreibendes und trotzdem herzerfrischendes Viertelfinale gegen Lehmann / Hoffmann betrachteten Hunderte Zuschauer und quittierten jede Kugel mit begeistertem Applaus. Der Boden, gebirgsartige Topografie, verlangte vor allem den Legern viel einfallsreiches Können ab (Portée, Effet, gute Dosage). Am Ende wurde es ein dritter Platz für die jüngst gekürten Bayerischen Meister Mixte. Knapp dahinter Sascha Rosentritt (im Herzen ein Bayer) mit Vincent Probst. Sie schafften es ins Viertelfinale von 328 Mannschaften. Respekt! Bekommen dafür 0 Ranglistenpunkte, da das Turnier lizenzfrei ist. Gewinner von 1040 € und einem Wanderpokal, der nicht wandert: Philippe Jankowski und Richard Aubert. Gratulation.

Ergebnisse.

Das leistungsstärkste Mobiltelefon weltweit besitzt Toan Tran. Er dokumentierte alle sehenswerten Spiele: Am Samstag kommentierte er abwechselnd auf Deutsch und Laotisch, wie Uli Moritz / Hao Nguyen Quang die Matchwinner des Vorjahres Kristian Eklund / Raphael Gharany zerfleischten. Beachtenswert auch die Flitzer auf ihren Fahrrädern, die die Spielfelder kreuzten. Ein Wunder, daß es keine Kollisionen gab. 

Wer sich selbst gerne sieht: Ein Rundgang von Toan durch den barocken Hofgarten, mit fast allen Teilnehmern im Bild. Es lohnt sich, den Film ganz bis zum Ende zu betrachten. 


Fotos: Christian Kunz [mehr davon auf seiner Facebook-Seite]

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